Mein Leben als Begine
Das man ein Leben als Begine, mit einer wunderbaren Mischung aus freiheitlicher Spiritualität, unabhängig von jeglicher Religion leben darf, war nicht immer selbstverständlich. Früher gingen Frauen dafür aufs Schafott und auch in der heutigen Zeit ist es für manche befremdlich, wenn man sich seinem Glauben zuwendet und eine Freundschaft mit Gott anstrebt, ohne sich gleichzeitig in eine der bekannten Religionen einzuordnen. Deshalb ist die spirituelle Gemeinschaft der Beginen, die einem alle Freiheiten lässt, seine Spiritualität so zu leben, wie man es mag, unglaublich wertvoll, auch in der heutigen Zeit.
Schon seit 2013 fühle ich mich dem historischen Beginenwesen sehr verbunden, habe viele Recherchen zum Thema zusammengefasst und somit einige Erkenntnisse über diese interessante, spirituell orientierte Frauenbewegung gesammelt, die es schon seit über 900 Jahren gibt. Das Mutterhaus von mir und meinen Mitschwestern ist der Beginenhof Nordhastedt den wir 2019 unter der Leitung von Manuela Schindler gegründet haben.
Bild Beginenhof Nordhastedt
Auch bei der neuzeitlichen Beginen-Bewegung, repräsentiert durch den Dachverband der Beginen, habe ich mich im Jahr 2015 bei einem Jahrestreffen im Rahmen meiner Kontaktaufnahme und Recherche umgesehen. Diese neuzeitlichen Wohn-Beginen, die sich hauptsächlich auf das gemeinsame Wohnen konzentrierten, bildeten eine liebenswerte, bunte Gemeinschaft von Frauen, die sehr abwechslungsreich auftrat. Mir fehlte dort das spirituelle Interesse und die Verbundenheit mit den historischen Beginen, gekennzeichnet durch soziale Tätigkeiten. Dies, und Gott in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen, ist seit alters her mit den historischen Beginen, wie Margarete Porete verknüpft.
Meine Erfahrung ist: je mehr man sich auf die geistigen Gebote ausrichtet, umso mehr Freude, Schutz und innere Verbindung kann man wahrnehmen. Durch die Wirkungsweisen der Gebote erfährt man mehr und mehr Freiheit und Geborgenheit. Das sind wunderbare Geschenke des Himmels, die ich nicht mehr missen möchte und für die ich sehr dankbar bin. Dankbarkeit wird wiederum mit Freude belohnt, ein wunderbarer Kreislauf, so finde ich.
Soziales Engagement und eine spirituelle Lebensweise, auf die eine oder andere Weise umzusetzen, war mir ein Anliegen. Deshalb wurde 2014 der Lebensquell-Duderstadt gegründet, um dem Ausdruck zu verleihen. Er stand für multi-kreative Ideen und alternative Wirtschaftsmodelle und es gab über die Jahre viele Ideen für den Schöpfungserhalt und vielfältige Veranstaltungen zu den Themen Ökologie, alternative Medizin, Baubiologie und mehr. Info-Abende zu den Beginen und später Beginen-Vorträge wurden ebenfalls angeboten und mehrfach gebucht, auch auf meinen Vernetzungsreisen erwähnte ich die Beginen bei der Projektvorstellung. Es war mir ein Anliegen, diese fast vergessene Bewegung wieder in den Fokus zu rücken. In der Lebensquell-Rückschau kann man mehr darüber erfahren.
Aus diesem Engagement entwickelte sich das Interesse an dem Wohlergehen der Senioren, deshalb kam im Januar 2022 der Krankenhaus St. Martini Besuchsdienst und später, im Januar 2023, die Lebensquell -Seniorenhilfe hinzu. Das letztere ist ein Herzensprojekt, auf das ich mich zukünftig voll und ganz konzentrieren möchte. Die Qualifizierungsseminare sind vom Landesamt für Soziales anerkannt und bilden das Herzstück sowie die dazugehörige Vision, die dazu beitragen soll, dass der Pflegenotstand beendet werden kann. Durch Vernetzung und Austausch möchte ich gemeinsam mit anderen Anbietern für Senioren-Assistenz einen Weg finden, um das zu forcieren.